Ein Tisch, entworfen von der Künstlerin Eva Veronica Born, der sich über 110 Meter Länge durch den Lichthof des Gropius Bau schlängelte, war Ausgangspunkt und Anker der dreitägigen Konferenz & Ausstellung „Into Worlds. Das Handwerk der Entgrenzung“, mit der die Programmreihe Immersion im Januar 2018 in ihre dritte Runde ging. Als Ort des Zusammenkommens im Zentrum des Museums ist er ein Sinnbild für unser diesjähriges Programm, das Situationen schafft, in denen sich etablierte Wahrnehmungsrahmen und Rituale entgrenzen und neue Perspektiven öffnen.
Seit Herbst 2016 kreieren und erforschen wir immersive Praktiken, die Ausdruck eines Weltverhältnisses sind, das nicht aus der Gegenüberstellung von Subjekt und Objekt erwächst, sondern aus der Erfahrung von Verwobenheit und Relation. Eine Verdichtung unserer Arbeit bilden die beiden großen Ausstellungen, mit denen wir im Sommer auf zwei Etagen den Gropius Bau bespielen.
Ausgehend vom Lichthof entwirft Philippe Parreno für die Räume im Erdgeschoss ein Gefüge aus Licht, Sound, Bewegungen und Objekten, das anhand eines dynamischen Skripts von einer sich vermehrenden und mutierenden Bakterienkultur gesteuert wird. Innen und Außen, Kunst und Architektur werden durchlässig, der wuchtige Museumsbau verwandelt sich in einen pulsierenden Organismus.
Parallel dazu entwickeln die Kuratoren Tino Sehgal und Thomas Oberender in der ersten Etage ein Format zwischen Gruppenausstellung und Aufführung, dinglichem Werk und sozialem Prozess, Kunst und NichtKunst: „Welt ohne Außen. Immersive Räume seit den 60er Jahren“ spannt einen Bogen von Pionier*innen immersiver Raumgestaltung zu zeitgenössischen Positionen und entwickelt eine eigene Dramaturgie für die verschiedenen Zeitlichkeiten von Objekten, Installationen, Virtual Reality, 3DFilm, wöchentlich wechselnder Aufführungskunst und Workshops unterschiedlicher Intensität und Dauer.
Nur einen Schritt aus dem Berliner Stadtraum hinein in unsere mobile Kuppel braucht es, um in Bildwelten ohne Horizont einzutauchen: In der neuen Reihe „The New Infinity“ produzieren wir bis Ende 2020 künstlerische Auftragsarbeiten für das FulldomeSystem der bald hundertjährigen Immersionsarchitektur des Planetariums. Den Anfang macht David OReilly mit der Weiterentwicklung seines Spiels „Everything“ zum MultiplayerGame – kollektiv spielbar während unserer ersten Präsentation ab Ende September auf dem Mariannenplatz.
Eine neue VRProduktion in Kooperation mit ARTE kann auf der digitalen Plattform der ARTE360 VRApp herunter geladen werden: Der erste 360°Film von Brigitte & Jonathan Meese befreit das noch junge Medium mit leichter Hand und viel Humor von seiner Technikfixiertheit und nimmt uns ebenso mit in den schöpferischen Prozess wie ins Herz einer MutterSohnBeziehung.
Wir freuen uns, Sie in all diesen Räumen, Situationen und Zuständen willkommen zu heißen und geben mit unserem zweiten Immersionsmagazin Einblicke in die Denk- und Bildwelten von Künstler*innen und ihren Gesprächspartner*innen.
Editorial von Jutta Wangemann
Leitende Dramaturgin Immersion, Berliner Festpiele